Die Taijiquan-Qigong-Szene

Für viele Tai-Chi-Qigong-Praktizierende stehen Kontakte, Austausch und Treffen ganz oben auf der Agenda. Ein genauerer Blick auf diese Kommunikation offenbart etliche grundlegende Schwierigkeiten - ganz so, als würde man in unterschiedlichen Sprachen miteinander reden wollen. Damit einher gehen divergierende Grundhaltungen, die oft sogar eine Verständigung verunmöglichen. Anders gesagt: Die oft beschworene Einheitlichkeit ist in diesen Gruppierungen nicht gegeben.

Hier soll es gehen um diejenigen Praktizierenden, die sich selbst als "Taiji-Qigong-Szene" bezeichnen und um jene Gruppen und Organisationen, die vom Taijiquan-Qigonjg-Dachverband DTB zusätzlich dazu gezählt werden. Anders als der Name vermuten läßt, handelt es sich bei der Szene jedoch nicht um eine einheitliche Community sondern um eine aufgesplitterte Szenerie mit einem unüberschaubaren Konglomerat an Foren, Plattformen, Blogs, Netzwerken und Organisationen.

Daraus erwächst eine grundlegende Schwierigkeit: Wie soll man überhaupt die "Szene" definieren, wenn sie denn so uneinheitlich daherkommt? Es gibt unterschiedliche Verfahren abhängig von der Zielsetzung. Erkennbar auch für Laien ist in weiten Teilen dieser Szene-Landschaft eine gemeinsame esoterische "Quasi-Religiosität" gepaart mit einer Abkehr von evidenz-basierter Forschung. In diesem Milieu erfreuen sich u. a. Mythen, Legenden und Heldengestalten großer Beliebtheit.

Viele Verbände für die chinesischen Künste Tai Chi (Taiji, Taijiquan) und Qigong zählt der DTB-Dachverband zur Szene. Sie zielen auf ganz unterschiedliche Gruppen. Praktizierende mit ihren verschiedenartigen Interessen und Bedürfnissen haben dabei die Wahl zwischen mehreren Organisationen. Dazu gehören das Taijiquan-Qigong-Netzwerk BVTQ, die Deutsche Qigong-Gesellschaft, der Lobbyverband DDQT u. v. a. m..

Schulen werben oft mit dem Hinweis, sie wären aufgrund ihrer Qualität und Kompetenz anerkannt in der Szene. Für den DTB-Dachverband ist eine solche Bekanntheit allerdings alles andere als ein Qualitätszeichen. Insbesondere Laien sollten sich über verbandsinterne Hintergründe informieren. Andernfalls kann es leicht zu Frust kommen. Beispielsweise werden Zertifikate, Curricula und Güte-Zeichen gegenseitig oft nicht anerkannt.

Den "heiligen Gral" bilden "gefühlte Fakten", deren Grundstimmung man anschaulich zusammenfassend beschreiben kann als "Glauben-Müssen statt Wissen-Wollen". In Anlehnung an Alan Watts kann man hier sagen: Viele in der Szene wollen gar nicht aufwachen - sie wollen nur ein bißchen besser träumen. Dies spiegeln auch ihre Leitlinien für Lehrer-Ausbildung wider - für westliche Gesundheitsbildung ein Armutszeugnis, denn so können die Potenziale der Übesysteme sicher nicht ausgeschöpft werden.

Die Krankenkassen stärken die DTB-Qualitätskontrolle

Diesen Eindruck haben nun auch die Krankenkassen gewonnen und die Notbremse gezogen: Künftig wird das Vdek-Prüfsiegel "Deutscher Standard Prävention" nur noch vergeben nach strenger Überprüfung. Siehe dazu auch die jüngste Streichung der "Fach-Organisationen" der Szene aus dem ZPP-Leitfaden für Krankenkassen-Zulassung sowie den Artikel: Nils Klug (DDQT), Taichi Pushhands Hannover.

Die Taiji-Qigong-Szene - Video-Serie

Es gibt weder einen "Szene-TÜV" noch eine "Szene-Checkliste" für die betreffenden Organisationen in Deutschland. Dazu sollte man wissen: Einzelne Szene-Charakteristika mögen für sich genommen nicht der Rede wert sein, aber im Gesamtzusammenhang betrachtet, wird schnell ein grundlegender Szene-Irrtum klar - es ist das "Münchhausen-Prinzip". Gemeint ist der Wunsch, sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen zu können.

Die Aufklärungsarbeit des Taijiquan-Qigong-Zentralverbandes DTB beinhaltet eine Video-Serie auf Youtube. Hier ein Überblick über alle bisherigen Folgen. Dabei geht es auch um die Rolle des DDQT. Die Dokumentation umfaßt ein grundlegendes Instrumentarium zur Erkennung der in der Szene verbreiteten Mängel und Defizite. So kann auch Laien veranschaulicht werden, worauf sie bei der Suche nach einem Lehrer oder einer Schule achten sollten - besonders, wenn sie an einer Ausbildung interessiert sind.

Quelle: http://www.taijiquan-qigong.org/taiji-qigong-szene.htm

Die Taiji-Qigong-Szene und die ideologie-freie Ausrichtung des DTB-Dachverbands

Vorweg der Hinweis, daß der Taijiquan-Qigong-Dachverband DTB und seine "Community mit Weitblick" nicht zu derartigen Netzwerken / Vereinigungen gehört und mit ihnen nicht verwechselt werden möchte und sich von diesen Gruppierungen abgrenzt mit eigenen Ausbildungsleitlinien und dem Motto "Standards statt Szene". Abschlüsse von Szene-Lehrern und ihren Institutionen werden ohne Nachschulung nicht anerkannt.

Die Kompetenz und Seriosität des DTB-Dachverbands führt auch immer wieder zu Anfragen aus der Szene mit der Bitte um Hilfestellung geführt. Dies ist ein überzeugender Beleg für das hohe Niveau der Arbeit. Häufig kann DTB-Geschäftsführer Dr. Langhoff hier mit Rat und Tat zur Seite stehen. Solche Ereignisse decken allerdings zugleich auch schonungslos auf, wie gering die Qualifizierung vieler Szene-Lehrender ist.

Die Taijiquan-Qigong-Szene

Der Flickenteppich der Szene zeigt sich an der Vielfalt ihrer "Qi-Welten" und der damit einhergehenden "Schönfärberei". Die Kulissen ihrer Folklore überraschen immer wieder mit ihrer schöpferischen Phantasie. Häufig ungetrübt von Sachkenntnis und Qualitätskontrolle der Erwachsenenbildung bieten ihre Spin-Doktoren einen Spielplan mit einem Repertoire, das Sekten und Lobbyisten miteinschließt. Eine sachgerechte und ungeschönte Darstellung des Taijiquan und Qigong bleibt dabei natürlich auf der Strecke. Dieser Mangel an Ausgeglichenheit führt zu jenem eng-gefaßten "Tunnelblick", vor dem der DTB-Dachverband warnt. Quelle: Taiji-Qigong-Szene Deutschland.

Chinesische Organisationen und ihre Protagonisten

Verglichen mit den uneinheitlichen Standards in Deutschland ist die Situation im Mutterland China überschaubarer. Eine wesentliche Rolle dabei spielen die chinesischen Organisationen und Gremien, die für Vereinheitlichung und "Linientreue" zuständig sind. Bekämpft wird u. a. die Ausbreitung von Scharlatanerie, Täuschungen und Tricks durch sogenannte "Meister". Die große "Qi-Gläubigkeit" in weiten Teilen der Bevölkerung spielt ihnen in die Hände. Dies gilt vorwiegend im Qigong-Bereich bzgl. Yangsheng aber auch im Taijiquan-Bereich bzgl. Kampfkunst. Unlängst hat die Wushu-Association die Bezeichnung "Meister" sogar verboten.

Angesichts dieser Situation stellt sich die Frage nach dem Verhalten der Familien-Dynastien des Taijiquan und Qigong. Historisch gesehen haben die einzelnen Stilarten unterschiedliche Prinzipien mit einer Mannigfaltigkeit von Interpretationen. Und selbst innerhalb eines Stils vertreten Großmeister typischerweise unvereinbare Auslegungen. Doch egal wie unversöhnlich hinter den Kulissen gestritten wird, so harmonisch gibt man sich an der Oberfläche bei gemeinsamen Treffen und Demonstrationen zur Verbreitung und Förderung der Übe-Systeme.

Die Taiji-Qigong-Szene - wachsende Online-Community

Die Taijiquan-Qigong-Szene ist kommunikativ und - besonders in der heutigen Zeit - gut vernetzt. Foren, Blogs, Studios und Netzwerke spielen bei Austausch und Kontakt eine wichtige Rolle. Diese symptomatische Socialmedia-Hinwendung nimmt jedoch zunehmend eine negative Entwicklung. Zwar genießen "Youtube-Infotainment", "Facebook-Vernetzung" und "Pinterest-Patchwork" hohe Aufmerksamkeit, denn sie sind interaktiv, vielfältig und multimodal - aber ihr Stückwerk-Charakter geht zu Lasten erklärender Kontexte und fördert u. a.  Glamour und Theatralik. Gut erkennbar ist dieser Trend bei Workshops und anderen Events.

Die Taijiquan-Qigong-Szene - die Negativ-Entwicklung

Die fast ausschließliche Ausrichtung in Deutschland auf Kunst, Kultur, Theater und Filme geht vermutlich zurück auf Sub-Kulturen in New York, Taipeh, Shanghai oder Hongkong. Diese mittlerweile weltweit agierende Community mit all ihrer Diversität fördert eine weitgehende Verquickung von Realität und Kunstwelt. Zwar ist dies von einem Großteil der Praktizierenden auch so gewollt, aber die eigentlichen Stärken der Übesysteme können dabei nicht wirklich zum Ausdruck kommen. Die Folge: Potenziale liegen brach und die Möglichkeiten der inneren Entwicklung werden nicht erkannt.

 Die Funktion des DTB für die Szene

Wer soll die Szene vertreten - wenn nicht der DTB-Dachverband? Nein, das wäre eine Fehl-Einschätzung, denn der DTB hat ein völlig anderes Selbstverständnis als die Szene-Gruppierungen. Das ihrige ist unvereinbar mit dem Berufsprofil der DTB-Lehrer. DTB-Mitglieder bilden eine "Community mit Weitblick" und schaffen eine Alternative zu eng-gefaßten Szene-Sehweisen, die in ihrer "Qi-Folklore" verhaftet sind und somit eine Überprüfung an der Wirklichkeit nicht favorisieren. Dennoch oder gerade deswegen erbitten deren Mitglieder vom DTB oft Hilfestellung bei unterschiedlichsten Fragestellungen. Sie schätzen Kompetenz, Professionalität und Service und haben offenbar kein Zutrauen in ihre eigenen Organisationen.

Mit seiner 50-jährigen Erfahrung kann Geschäftsführer Dr. Langhoff häufig persönlich mit Rat und Tat helfen - und das hat sich herumgesprochen. Diese Unterstützung erhöht leider die Verwechslungsgefahr und kann zu dem irrtümlichen Eindruck führen, die eigentliche Szene-Anlaufstelle sei der DTB-Dachverband. Fakt ist paradoxerweise, daß sich der DTB bei Szene-Problemen als ein hilfreicher Ansprechpartner erwiesen hat.

Rückblick und Fazit

Rückblickend kann man sagen: Die Szene in Deutschland wird durch immer mehr Subkulturen auch immer unübersichtlicher. Zudem war sie nie einheitlich strukturiert oder organisiert. Dies wurde als schmerzlicher Mangel empfunden, ohne daß man die "eingebauten Webfehler" abstellen konnte oder wollte. Die zerstrittenen Vereinigungen, allen voran der DDQT-Lobbyverband, warben schließlich mit der Krankenkassen-Zertifizierung - und empfanden dies als "das Ei des Kolumbus". Unter diesem gemeinsamen Gütesiegel als Banner versuchte man, es dem DTB-Dachverband gleich zu tun, ohne auf das nötige Rüstzeug zu achten. Die Sackgasse war vorhersehbar: Nun haben die Kassen ihre Einstellung überprüft und eine Kehrtwende vollzogen, wie sie der DTB ihnen schon vor längerer Zeit empfohlen hatte.

Was ursprünglich als Kitt gedacht war, erweist sich spätestens jetzt als zusätzlicher unerwarteter Sprengstoff, der zudem zum ungünstigsten Zeitpunkt kommt - die Szene-Reputation ist am Tiefpunkt. Nun müssen sich Schulen und Lehrer entscheiden, ob sie entweder in ihrer gewohnten Esoterik-Schiene weiterfahren wollen oder ob sie notgedrungen dem wissenschaftlichen Scoring-Modell des Krankenkassen-Verbands Vdek und der ZPP folgen wollen. Sein Ranking-Konzept mit Fachkompetenzen entspricht genau dem Ansatz des DTB-Dachverbandes.

Lesetipp "Miteinander hat Kultur"

Das Projekt „Miteinander hat Kultur“ ist ein anschauliches Lehrstück für Aktionen in Szene-Kreisen. Die Initiative von Helmut Oberlack und dem Team des "Taijiquan-Qigong-Journals" ist sicherlich gut gemeint - aber es entsteht der Eindruck, als ob man hier dem altbekannten Szene-Durcheinander mit einem Miteinander begegnen will. Weiterlesen: http://www.tai-chi-verband.de/taiji-qigong-szene-updates.htm.